Bericht - gefahrfreies Pedelec-Fahren

Dem Stadtseniorenrat ist gefahrfreies Pedelec-Fahren wichtig

Am Samstag gab es auf dem Gelände des Bauhofs ein kostenloses Pedelec-Fahrtraining

Von Vera Stiller

06 – Wie man sieht, hat das Pedelec-Fahrsicherheits-Training den Teilnehmern Spaß gemacht

WANGEN – Pedelecs erfreuen sich bei allen Altersgruppen zunehmender Beliebtheit. Nicht zuletzt deshalb, weil sie in der Gesellschaft hervorragend verankert sind, weil Radwege vorhanden sind und sie eine echte Alternative zum Auto darstellen. Von der Klimafreundlichkeit gar nicht erst zu reden. Aber es gibt auch eine andere Seite. Die Unfälle häufen sich. Gerade bei älteren Menschen können sie schwere Folgen nach sich ziehen.

Vor diesem Hintergrund hat der Stadtseniorenrat Wangen zu einem „Pedelec-Fahrsicherheits-Training für Senioren“ eingeladen. 28 Frauen und Männer waren es, die sich am vergangenen Samstag unter Anleitung von Harald Pelz, einem erfahrenen Senioren-Instruktor des ADAC, mit der Technik des Pedelecs vertraut machten. Im theoretischen Teil informierte Thomas Fackler von der Jugendverkehrsschule Kißlegg über wichtige Sicherheits- und Verkehrsbestimmungen. Ergänzend hierzu überprüfte die Firma „Radrezept“ den technischen Zustand der privaten Pedelecs und gab Ratschläge für ein sinnvolles Zubehör.

Es ist Samstag, 10.00 Uhr. Auf dem Gelände des Bauhofs hat sich eine Gruppe von Radlern aus allen Teilen der Allgäustadt um Sieglinde Knecht geschart. Die kommissarische Leiterin des Stadtseniorenrates gibt erste Anleitungen. Wörtllich sagt sie: „Wir teilen uns in zwei Gruppen auf. Die Teilnahme hier draußen erfolgt auf eigene Gefahr. Das Tragen eines Fahrradhelms ist Pflicht.“

Wer zunächst die Unterweisungen der Polizei gewählt hatte, fand in Thomas Fackler einen ebenso kompetenten wie gut erklärenden Gesprächspartner. Seine Aufgabe war es, die Zuhörer auf ein paar Dinge aufmerksam zu machen, „die das Umsteigen von einem normalen auf ein elektrisches Rad leichter machen“.

Da galt es zunächst, den Unterschied zu erklären: „Das Pedelec ist zulassungsfrei und erreicht Geschwindigkeiten von bis zu 25 Stundenkilometern. Es besteht keine Helmpflicht und man kann überall radeln. Im Gegensatz zum S-Pedelec, das eine maximal unterstützte Geschwindigkeit von 45 km/h erreicht. Damit dieses gefahren werden darf, muss der Fahrer den Führerschein der „Klasse M“ vorweisen, es besteht Versicherungs- und Helmpflicht sowie Fahrbahnbenutzung wie ein Kleinkraftrad.“

Nachdem Fackler anhand von Beispielen eindringlich davor gewarnt hatte, ohne Helm unterwegs zu sein, wandte er sich dem Thema „Weitere Risiken für ältere Pedelec-Fahrer zu und sagte: „Körperliche Fitness und die Reaktionsfähigkeit nehmen im Alter ab. Angst führt bei vielen Senioren außerdem zu einem unsicheren Fahrstil. Die Geschwindigkeit von Pedelecs wird außerdem von anderen Verkehrsteilnehmern häufig unterschätzt. Die Pedelec-Fahrer sollten deshalb besonders vorausschauend fahren, um sich selbst und andere nicht zu gefährden.“

Von der Theorie zur Praxis. Niedere Einstiegshöhe, Motor und Akku möglichst mittig angebracht, hydraulische Scheibenbremsen, 28-Zoll-Räder sowie verstellbare Sattel und Lenker – alles das gab Harald Belz zunächst zu bedenken, bevor es auf den Parcours ging. Während bereits erprobte Pedelec-Fahrer ihr Verkehrsverhalten schon recht gut im Griff hatten, benötigten ungeübtere Fahrerinnen und Fahrer hier und da eine Hilfestellung.

„Aufsteigen, anfahren, in Kurven fahren und bremsen, das alles hat mich schon ein wenig überfordert“, gestand Christa Rädler, die die Theorie „sehr hilfreich“, den Parcours später aber als „zu eng gesteckt“ empfand. Sie, die in der Garage statt eines Autos drei unterschiedliche Räder stehen hat und überhaupt „bereits das ganze Leben lang Fahrrad fährt“, zog für sich die Bilanz: „Ich muss einfach noch mehr üben!“

Dass nicht das Alter, sondern die Fitness entscheidend ist, das weiß auch Brunhilde Gauß aus Mittenweiler. Um immer mehr Übung zu erlangen, hat sie sich angewöhnt: „Auf Kurzstrecken und innerhalb des Dorfes benutze ich das normale Fahrrad, auf längere Strecken mein Pedelec.“ An den Mann vom ADAC gewandt lässt sie sich noch einmal das richtige Bremsen erklären. Hierzu Harald Belz: „Gleichmäßig mit beiden Händen bremsen, nie ruckartig. Die Räder sollten nicht blockieren, das verlängert den Bremsweg.“

Einer der Teilnehmer spricht noch etwas an, was viele andere auch bei sich entdeckt haben: „Beim Abbiegen eine Hand vom Lenker lösen, um die Richtung anzuzeigen und gleichzeitig den Schulterblick nach hinten durchführen, das bereitet mir Schwierigkeiten.“ Des Rätsels Lösung kommt vom Trainer: Ein Rückspiegel kann helfen!

Für Sieglinde Knecht war der Parcours „sehr anspruchsvoll“. Deshalb freute sie sich umso mehr: „Zuerst wurde er von einigen Teilnehmern als zu schwer empfunden. Doch nach nur dreimaligem Üben konnten wir Fortschritte erkennen. Wer zunächst sehr angespannt dreingeschaut hatte, dem stand bald ein Lächeln im Gesicht.“ Und die stellvertretende Vorsitzende erzählt: „Mit einem großen Teil der Gruppe sind wir dann noch zum Mittagessen nach Niederwangen gefahren. Auf der Rückfahrt über Humbrechts, Nieratz und Waltersbühl ergriff ich die Gelegenheit, ein paar Infos zum Fahren in der Gruppe zu geben.“

Weiere Fotos:
 

012 – Vor dem Befahren des Parcours erklärt Harald Pelz vom ADAC die wichtigsten Funktionen des Pedelecs.

015 – Harald Pelz vom ADAC erklärt, wie wichtig die Kontrolle der Helme auf Gebrauchstüchtigkeit ist.


Veröffentlicht am  06.03.2024